„Luchando por la Vida“ – Existenzsicherung für kleinbäuerliche Familien in der Provinz Chimborazo, Ecuador
Mit der Provinz Chimborazo in Ecuador verbindet die Eine Welt Gruppe bereits eine langjährige Partnerschaft – über den Entwicklungshilfeklub Wien – mit Padre Eulogio Quito von der Fundación Ally Kausay Vida Digna. Seit vielen Jahren bereits unterstützen wir ihn beim Bau von Gemeinschaftsküchen in den Dörfern der Region, die fast ausschließlich von comunidades mit indigener Bevölkerung gebildet werden. Die Provinz Chimborazo wird in ihrem Erscheinungsbild von einigen mächtigen, teils noch aktiven Vulkanen geprägt, von denen der namengebende Chimborazo der höchste ist. Diese Andenprovinz gehört zu den ärmsten des Landes, was – wie es scheint – in einem direkten Zusammenhang mit dem sehr hohen Anteil an indigener Bevölkerung steht. Seit Generationen leben sie in ihren Dorfgemeinschaften und haben immer mehr mit den Herausforderungen zu kämpfen, die der gesellschaftliche Wandel einerseits und der Klimawandel andererseits mit sich bringen. Die Alten bestellen ihre Felder in mühevoller Arbeit, trotz Wasserknappheit und rauem Klima auf über 3.500 m, organisieren sich zur Stärkung des Zusammenhalts im Dorf (Wasser-, Frauen-, Festkomitees etc.) und geben ihre Werte und ihr traditionelles Wissen an die Jungen weiter. Doch diese hält es immer weniger in ihren Heimatdörfern, man sucht nach besseren Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten, und schon lange hat eine sukzessive Abwanderung in Richtung der nahen städtischen Zentren eingesetzt, deren Randbezirke dementsprechend wachsen. Auch dort ist die Herausforderung für die Migrierenden vielfältig und reicht von Diskriminierung aufgrund der ländlichen und indigenen Abstammung über erlittene Bildungsungleichheit bis hin zu Verlust der eigenen Kultur durch Assimilierung an die städtische, die sich wiederum an jener Nordamerikas orientiert. Diesem Problem widmet sich ein eigenes Projekt (noch ist es eine Vision, ein Traum) Eulogios, von dem vielleicht später einmal berichtet wird.
Padre Eulogio kennt die Familien und deren Situation sehr gut, stammt er doch selbst aus einem kleinen Dorf in der Nähe Riobambas, in dem v.a. seine weiblichen Verwandten die Feldarbeit leisten, während die Familienväter für Gelegenheitsjobs in die Städte pendeln. EXISTENZSICHERUNG ist das brennende Thema, das ihn dazu bewogen hat, zusammen mit den Frauenkomitees der Dorfgemeinschaften ein Projekt zu starten, das es v.a. den Frauen ermöglichen soll, ein gesichertes Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit zu erwirtschaften und in ihren Dörfern bleiben zu können. Es beruht auf 3 Säulen:
1) Insgesamt erhalten 154 Frauen aus 6 verschiedenen Dorfgemeinden verbesserte Rassen von Nutztieren (Meerschweinchen, Schaf, Schwein, Kalb) zur Haltung und Aufzucht mit dem Ziel, diese später gewinnbringend zu verkaufen.
2) Gleichzeitig erhalten diese Frauen durch fachkundige Expert:innen eine Ausbildung im Bereich Tierzucht, Tiergesundheit und verkaufsfördernde Maßnahmen, ebenso Hilfestellung zur Anlage von Hausgärten und Verbesserung der eigenen Ernährungssituation. Damit sollen sie befähigt werden, mittelfristig als Kleinunternehmerinnen Fuß zu fassen und für das Familieneinkommen zu sorgen. In Form von zinslosen Mikrokrediten erhalten die Frauen ein kleines Startkapital zum Ankauf der Jungtiere, welches sie nach zwei Jahren wieder zurückzahlen müssen. Dieses steht dann neuerlich für die Vergabe an weitere Kleinbäuerinnen bzw. Aufzuchtvorhaben zur Verfügung.
3) Bei all dem wird in speziellen Workshops auch ein besonderes Augenmerk auf die Schulung der indigenen Frauen in Richtung Leadership und Wahrnehmung ihrer Rechte gelegt sowie auf die Förderung ihrer kulturellen Identität. Sie werden so zu Vorreiterinnen und Führerinnen für andere.
Dieses Projekt wird seit 2023 von der Salzburger Landesregierung gefördert und auch 2024 wurde um neuerliche Förderung angesucht und diese auch gewährt (2023: € 12.000; 2024: € 14.600). Die Gesamtkosten im Jahr 2024 belaufen sich auf ca. € 18.540 Euro.
Das Projekt basiert auf Mikrokrediten für die Frauen und ist so konzipiert, dass es sich nach 4 Jahren selbst trägt.
Indígena mit Rohwolle, aus der sie Wollfäden gewinnt
Webstuhl
Web-Workshop zur Herstellung von Gürteln, Westen, Taschen
Frauen bei der Schulung zur richtigen Haltung und Pflege von Kleintieren
12 Schritte gegen Klimawandel
und für Klimagerechtigkeit
Auch die Eine Welt Gruppe Thalgau
hat dieses Positionspapier unterzeichnet.